Cities of the world

 
 

Sapporo wäre ein meiner Traumstädte gewesen, wäre ich begeisterter Wintersportler. Hier fanden die Olympischen Winterspiele 1972 statt, überhaupt die ersten in Asien. Da ich eher begeisterter Taucher bin, ist Essich mit Traum, das Wasser ist kalt. Wer hier lebt und in den Westen blickt, sieht gen Vladivostok  bzw. Владивосто́к. Der Name bedeutet „Beherrsche den Osten“, womit der Russe die Insel Hokkaido meinte, auf der sich Sapporo befindet, sogar als Hauptstadt. Die östliche Verlängerung von Sibirien.

Japan hat die Insel im 19. Jahrhundert kolonisiert und mit den Völkern das gemacht, was die Amerikaner mit den Indianern gemacht haben. Nein, keine Schießbudenfiguren in Western-Filmen. Einfach tot - meistens jedenfalls. Daher sieht man in Sapporo auch keine Einheimischen, sondern nur Japaner.

Die Stadt ist wie jede geplante Siedlung in Schahbrettmuster gebaut. Mitten im Zentrum erstreckt sich ein riesiger Park, der in Richtung der Berge zeigt, dem Austragungsort doe Olympischen Winterspiele 1972.  Es ist der Odori Park, der natürlich im Sommer nicht so aussieht. Diesen Park kennen viele Menschen auf der Welt, ohne freilich den Namen zu wissen. In diesem Park hat ein Event seinen Lauf genommen, als 1950 Studenten Statuen aus Schnee bauten. Heute findet im Winter das Schneefestival mit den buntesten Bildern von Gebäuden in Schnee und Eis.

Der Park sieht auch im Sommer schön aus, und ist vor allem sehr belebt. Da ich an einem Sonntag angekommen war, konnte ich sehr viele Menschen erleben. Ich hatte noch Glück dazu, um nicht einen der 139,5 Regentage im Jahr zu erwischen. Ja, Sapporo gehört mit 1.106 mm Regen im Jahr in eine andere Liga als z.B. London (mickerige 611 mm). Trotzdem hat Sapporo im Schnitt mehr Sonnentage als London. Aber die Luftfeuchtigkeit ist mit 71 % im Jahresschnitt ist nix für Rheumatiker. Man kann die himmlische Aussicht auf den Park und auf die Berge genießen, während man einem alltäglichen Geschäft nachgeht. Leider nur für Männer. Dafür in aller Romantik, die bei einem solchen Geschäft aufkommen kann.

Sapporo war Austragungsort für die Fußball-WM 2002 und wird bei deutschen Fans in äußerst guter Erinnerung bleien, weil dort die Nationalmannschaft Saudi Arabien mit 8 Toren vom Platz gefegt hatte. Dass der König des Landes den Bällen noch 11 Köpfe hat hinterher rollen lassen, ist eine böse Verleumdung. (Es waren wohl nur 10, einer war der Schwiegersohn des Königs.)

Ein architektonisches Leckerbissen für Sportsfreunde ist der Dome, für die Fußball-WM 2002 erbaut. Man kann das Fußballfeld heraus fahren und ein Baseballfeld ein. Eine Art Carrera-Bahn kann man auch einbauen, und Rally fahren. Bei der Nordischen Ski-WM 2007 führten manche Sprintlanglaufstrecken durch die Halle. Ein Novum.

Der Dome sieht wirklich wie High Tech aus, was man aus Japan erwartet. High Preis war er alle mal, mit Kosten über 400 Mio €.

Die Stadt ist stolz auf ein Gebäude, das ganz und gar nicht japanisch ausschaut, Government Building. Es wurde 1888 erbaut - in Amerikanisch -Neu Barock -Stil. Nein, das ist keine Kopie eines Trump-Gebäudes, es ist wirklich ein brauchbares Gebäude.

Die meisten berühmten Söhne (und Töchter) der Stadt sind Skispringer, was viel über die Umgebung aussagt. Die ehemalige Olympiaschanze kann man direkt in Verlängerung der Kloschüssel sehen.

In Sapporo kann man im Winter seit 1950  dem yuki matsuri, dem Schneefestival, beiwohnen. Da werden Schnee- und Eisskulpturen errichtet, für die 1000 und mehr Lastwagenladungen benötigt werden.  Die Japaner sollen berühmte Gebäude der Welt aus Eis nachbauen in einem Maßstab von 1:2. Brrrrr!

So etwa in Mai kommt die Kirschblüte. Es soll etwa einen Monat dauern, weil die unterschiedliche Spezies der Kirschbäume nacheinander blühen. Allesamt leider Fake - denn japanische Kirschen sind nur zum Angucken und Genießen der Blüten da. Das Fest heißt Hanami. In den etwa zehn Tagen, in denen die Kirschen in der eigenen Gegend in Blüte stehen, feiern fast alle Bewohner Japans ein Hanami mit Freunden, Kollegen oder Familie in einem Park oder einem anderen dafür
ausgezeichneten Ort, was volksfestartigen Charakter annimmt.

Sapporo bildet in Japan zusammen mit den Nachbarorten das Ende
der Kirschblütenfront, die etwa 45 Tage zuvor im Süden anfängt und auf Hokkaido zu Ende geht. Auch zu Ende gingen die Leben vieler japanischer Soldaten in einem Bomber, der Kirschblüte hieß (Yokosuka MXY-7 „Ōka“). Der war für Kamikaze-Angriffe konstruiert und
hatte nicht einmal ein Fahrwerk. Eine Rückkehr war erst nicht
eingeplant. Daher nahm der Flieger 1200 kg Sprengstoff mit
bei einem Eigengewicht von 440 kg. Am besten vergessen - aber nicht sakura, die wahre Kirschblüte.

 

Seht die Welt durch meine Augen

Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.

Robert Musil