Cities of the world

 
 

So fern von Amerika und so nah bei Mexiko - San Diego, New Mexico. Wegen des angenehmen Klimas wird San Diego von seinen Bewohnern gern als America's finest city bezeichnet. Die Strände am Pazifik erfreuen sich bei Surfern großer Beliebtheit, bei Wellensurfern. Der Windsurfer wurde etwas weiter nördlich, in Marina del Rey, erfunden. Noch ein bisschen weiter nördlich, in Quebec, wurde das Sea-Doo geschaffen, von einer Firma, die normalerweise normale Dinge wie Züge oder Flugzeuge baut. Die Firma Bombardier wollte aus ihren Ski-Doo, also Schneescootern, was für Südlichter produzieren. Das Ergebnis heißt Sea-Doo und kann zwei Irre beinah im Nu auf 70 Knoten katapultieren. Auf dem Wasser ist das nicht so wenig. Womit die besten Dinge in der Stadt beinah erzählt wären. Fehlt nur noch Sea World mit einer tollen Orca-Show und der Zoo, einer der berühmtesten der Welt.

Die Amerikaner demonstrieren hier, dass ihr Ruf nicht etwa eine Legende ist. Den Zoo kann man mit einer Gondelbahn überqueren und muss keinen Fuss auf die Erde setzen. In Sea World zeigen Stuntmen, wie man mir einem Sea-Doo Treppen steigt u.ä. Und draußen davor pflügen hunderte von den Dingern das Pazifikwasser.

Der erste Flieger, der den Atlantik überquerte, Sprit of St. Louis, wurde hier gebaut, am Pazifik. Die US-Navy hat nach dem Angriff auf Hawaii, Pearl Harbor, hat das Hauptquartier der Pazifikflotte in San Diego aufgeschlagen. 

Ein Hotel, das seit über 50 Jahren vielen Menschen Freude bereitet, das aus dem Film Some Like It Hot, steht hier und heißt Del Coronado wie der Ort, wo es gebaut wurde, Coronado. Leute, die sich einen Besuch leisten können, nennen es einfach The Del. Dazu gehörten 11 Präsidenten der USA, natürlich Marilyn Monroe, Charlie Chaplin, Thomas Edison usw. Eine gewisse Madame Simpson, eine Frau, für die ein Mann das größte Weltreich seiner Zeit aufgegeben hat, soll ihren König hier kennen gelernt haben. Natürlich ranken sich noch mehr Stories um The Del, z.B. die einer Kate Morgan, die 1892 eingecheckt hat, aber nie ausgecheckt. Fünf Tage später fand man sie nämlich erschossen auf. Seitdem steht sie auf der Gehaltsliste als „The Ghost“.

In San Diego kann man fantastisch essen und ausgehen. Das Klima ist nahezu perfekt. Und wer sich einen Sahneplatz am Strand ergattern möchte, findet massenhaft Restaurants. Feuerwerk nachts inklusive. Die Nähe von Mexiko macht´s!

Reisen nach Mexiko erfordert nur ein Ticket von der Straßenbahn. Im Nu ist man in Tijuana. Ich habe es mir geschenkt und fuhr einen Tag auf´s Meer hinaus mit einer Jacht und einen Tag in die Wüste von New Mexico. Dort kann man exakt das Gegenteil der quirligen City erleben. Z.B. ein Dorf mit drei Straßen und vier Häusern. Die Straßen tragen ganz sinnige Namen wie „Saddle Sore“, „Gunshot“ und „Horsekick“. Richtig aus dem Leben geschnitten. Noch ´n paar Kilometer weiter bestand die Gemeinde nur noch aus Briefkästen. Dort verlief die Route der letzten Postkutsche.

San Diego gilt als die Wiege des Triathlon-Sportes. Am 25. September 1974 fand in der Mission Bay, einer direkt an die Stadt grenzenden Ozeanlagune mit Strand und einigen Inseln der erste auch so genannte Triathlon statt. Aus dieser Idee heraus wurde wenige Jahre später der Ironman Hawaii geboren. Zwar wurde die Idee des Comic wohl eher woanders geboren, aber die weltweit größte Zusammenkunft der Comic ´er findet hier statt (Comic-Con International). Wer sich traut, kann einen Preis gewinnen. Auch einer, der nie Comics gezeichnet hat, George Lucas, hat den Icon Award bekommen.

Die Wassersportgelegenheiten in San Diego sind fast unendlich und schließen Surfen, Bootfahren, Segeln, Gerätetauchen, Schnorcheln, Kajak fahren, Tiefseefischen, Wasserskilaufen oder ganz einfach sich am Strand entspannen, mit ein. Besonders das Kajak fahren gestaltet sich toll, weil es hier sog. ocean kajaks gibt. Die hat ein Kalifornier nördlich von San Francisco erfunden, der es leid war, dauernd Wasser im Boot zu haben. Warum man ein Kajak so gut wie nie ohne Wasser in den Ozean bringen kann, kann jeder verstehen, der es mal versucht hat. Dieser Kerl ließ sich aber nicht einschüchtern und hat ein Boot gebaut, das oben wie unten offen ist. Man sitzt in einem schwimmfähigen Gerippe. Was von oben kommt, fließt gleich wieder weg. Dummerweise kommt auch die Welle von unten hoch. Deswegen muss man in Neopren fahren. Oder nur an warmen Tagen. In beiden Fällen bekommt man bei jeder Welle einen nassen Popo, aufsteigende Nässe, sozusagen.

Die Touri-Werbung nennt Sea-Doos aus einem guten Grund nicht mit: Sie sind als laut verschriien. Wer sich aber davon abhalten lässt, kennt die Amis nicht. Wenn der Sheriff irgendwo ein Schild aufgestellt hat: „No wake, no noise“, muss jeder mit Standgas fahren. So auch in San Diego.  Man darf in der Nähe des Strandes nicht einmal Welle machen. Gefahren wird zunächst Schritt. Erst draußen darf man aufdrehen - eben bis 70 kn!

Zwei besondere Erlebnisse sind mit im Gedächtnis geblieben. Zum einen Seelöwen, die etwa einen Meter hoch auf eine Tonne geklettert waren, um sich dort zu sonnen. Sie bettelten um Fisch, als wir an ihnen vorbei segelten. Und Kerle, die nicht nach Fisch betteln, sondern massenweise welche fangen. Eine Truppe Pelikane hat sich vor unseren Augen im Kreis nieder gelassen und zog diesen immer enger. In der Mitte plätscherte es heftig. Aber nicht lange. Die Vögel schaufelten die Fische schnell herunter. War auch Zeit. Da schossen Delfine von unten hoch. Pech gehabt!

Wer nach San Diego fährt, darf ruhig vergessen, dass er in den USA ist. Oder sich an deren Geschichte erinnern. Viele Einwohner fahren mit ihrem Pferdehänger im Schlepp auf´s Land, wo es Reitcamps gibt. Man gibt seine städtische Klamotten ab, stellt das Auto auf den Parkplatz und reitet einfach in die Berge. Vorbei an massenweise Oleander! Oben gibt es etwas, was nirgendwo anders als in Kalifornien gibt, ein Biom namens Chaparral. Wem das ganze zu sportlich ist, kann in der Stadt bleiben und sich im „einarmigen Stemmen“ üben. Im Gas Light District …

 

Seht die Welt durch meine Augen

Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.

Robert Musil