Cities of the world

 
 

Rom wurde angeblich auf sieben Hügeln gebaut. Die Story gibt es auch über Ost-Rom (Byzanz oder Istanbul), nur sind es dort mittlerweile einige hundert. Wie viele es in Rom sind, konnte ich nicht zählen. Was mich eher beeindruckt hat, ist der Bauch der Stadt, reine Antike, die hier nie gestorben ist.

Noch beeindruckender war eine Vorstellung (Tosca) dort wo das Stück spielt (Castel Sant'Angelo oder Mausoleo di Adriano). Zum Glück mussten die Gäste sich nicht vom Dach stürzen, um die Szene noch echter zu gestalten. Ich hatte auch die Ehre, einen Kongress im Priesterseminar im Vatikan zu besuchen, bevor ich den Petersdom besichtigen durfte.

Nach der Gründungssage wurde Rom am 21. April 753 v. Chr. von Romulus gegründet. Damit wäre die Stadt etwa 2.800 Jahre alt. Die sprichwörtlichen sieben Hügel Roms waren: Palatin, Aventin, Kapitol, Quirinal, Viminal, Esquilin und Caelius. Ob sie die erste Millionenstadt der Welt war - etwa 100 v.Chr. - kann ich nicht sagen, aber dass sie über ein funktionierendes Frisch- und Abwassersystem verfügte, ein ausgebautes Straßennetz, öffentliche Bäder und funktionierende Schutzeinheiten (Vigiles), die als Feuerwehr mit Polizeibefugnissen ihren Dienst versahen. Mit dem Untergang des Römischen Reiches wurde es einsamer in der Stadt (etwa 100.000 Einwohner im Jahr 520). Ob man eine Stadt mit 20.000 Menschen (im Mittelalter) noch als Fortsetzung der Millionenstadt zählen darf, wüsste ich auch gerne. Zwischen den Jahren 650 und 1550, also 900 Jahre, krepelte die Bevölkerungszahl zwischen 20.000 und 30.000. Seit 1871 als Rom Hauptstadt wurde, eigentlich Doppel-Hauptstadt, weil der Vatikan auch ein Staat ist, geht es aufwärts - oder abwärts, wie man nimmt. Denn die Vorstädte sind hässlich und schön kriminell.

In Rom kann man neben alten Burgen wie die Engelsburg auch moderne sehen, die sich reiche Bürger bauen lassen. Es sind Siedlungen, in die man nur hinein kommt, wenn man von einem Einwohner bei der Wache persönlich abgeholt wird. Diese Dinger gibt es auch in Florida, Rio de Janeiro, Johannesburg und sogar in Istanbul. Sie unterscheiden sich nur durch die Höhe der Mauern. Die in Rom habe ich so eingeschätzt, dass eine von außen abgefeuerte Maschinengewehrkugel keine Chance hätte, in der Siedlung zu landen.

Rom ist quicklebendig und unendlich laut, weil bei dem Verkehr nur Vehikel durchkommen, die man in Dänemark knallerten nennt. Warum wohl? Das hält die Leute aus aller Welt nicht davon ab, nach Rom zu strömen. So etwa 5 Mio Besucher sollen es jährlich werden. Davon etwa gefühlte 5 Milliarden Japaner. Für die Einwohner bietet die Stadt wohl weniger. In der Lebensqualität-Statistik tauchen unter den ersten 50 gleich drei Städte aus der Schweiz und Deutschland (die ersten 10 Plätzen), aber nicht Rom.

Dem Touristen wird für sein Geld und seine Zeit viel geboten, aber auch teuer. Rom ist kein billiges Pflaster. Was nicht heißt, dass man dort nicht billig leben könnte. Wer in der Herberge schläft und eine Frittenranch als Gourmettempel ansieht, kann viel Historie einatmen - natürlich neben Abgasen. Allerdings schneidet Rom beim „Dreckindex“ reichlich besser ab als New York und liegt zwischen London und Paris. London ganz ohne knallerten hat mehr „Probleme mit dem Nahverkehr und verstopften Straßen“.

Wenn ich nicht bereits etliche Male dort gewesen wäre, würde Rom auf meiner Wunschliste recht oben stehen. Aber auch so würde ich jede Gelegenheit gerne ergreifen, die Stadt wieder zu sehen. Wer nie in Rom gewesen ist, sollte sie fest einplanen. Und dabei Papstwechsel und ähnliche Ereignisse vermeiden.


 

Seht die Welt durch meine Augen

Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.

Robert Musil