Cities of the world

 
 

Istanbul beschreiben zu wollen, gerät zum Himmelfahrtskommando, wenn man alles richtig machen möchte. Eine Stadt, ca. 8.000 Jahre alt, einzige der Welt auf zwei Kontinenten, einzige, die etwa 1.600 Jahre Hauptstadt von zwei der wichtigsten Imperien der Weltgeschichte gewesen ist, und zwei Mal über 100 Jahre das Machtzentrum des Universums. Und die 14 bis 20 Mio Einwohner nicht zu vergessen.

Wie die Stadt am Anfang hieß, weiß niemand. Ab dem vierten Jahrhundert hieß sie Konstantinople oder ähnlich, weil der Kaiser mit dem ähnlichen Namen sie zur Hauptstadt von Rom gemacht hatte. Ostrom hieß sie auch mal. Sie beherbergt eine der ältesten Kirchen (Hagia Sophia), Baujahr 532-537, über 1.000 Jahre älter als der Petersdom, der sie als größte Kirche ablösen sollte. Mit den 2.944 Moscheen, von denen die berühmtesten die Skyline der Stadt bilden, nimmt sie einen der vorderen Plätze in der Architekturgeschichte ein. Aber auch mit der einzigen Kirche, die geschraubt und geschweißt worden ist. Die ist aus Eisen und steht am Goldenen Horn. Vermutlich ist sie auch die einzige, die fast 2.000 km von ihrem Bauort steht. Sie wurde in Wien geschmiedet und gegossen.

Einst bestand die Stadt hauptsächlich aus Holzhäusern, wovon die schönsten am Bosporus gebaut wurden. Diese sind mittlerweile rar geworden, viele der schönsten säumen aber den Wasserweg ins Schwarze Meer. Da wo der Bosporus endet, soll sich die Sintflut ereignet haben. Etwa vor 7.500 Jahren. Auf jeden Fall endete dort die bekannte Welt, weil kein Seefahrer wieder zurück kam, bis Jason das Goldene Vlies mit zurück brachte.

Istanbul steht auf der Grenzlinie von zwei Klimazonen und soll etwa 2.500 endemische Pflanzen beherbergen. Leider steht sie auch auf einer Nahtlinie des Globus, die öfter platzt. Man blickt bange in die Zukunft, baut aber munter weiter wie in San Francisco, wo eine andere ähnliche Nahtlinie bzw. Bruchkante in der Erde schlummert.

Wer Istanbul erleben möchte, muss Zeit mitbringen. Für Nachtschwärmer gibt es viele Adressen hier. Nachts vibrieren die Wässer des Bosporus im Takte der Discomusik. Wer´s ruhig haben möchte, kann auf die Prinzeninseln fahren. Dort gibt es nicht einmal Autos. Und die Pferde der Phaetons haben zwei Beutel, vorn mit Futter, hinten mit dem, was ein Pferd aus Futter macht.


 

Seht die Welt durch meine Augen

Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.

Robert Musil