Cities of the world

 
 

Honolulu gehört zu den Städten, die man gesehen haben muss - so habe ich es jedenfalls als Kind gelesen. Hawaii überhaupt. Paradies auf Erden. Als ich dann das Paradies betreten wollte, das ich aus so authentischen Quellen wie „Blue Hawaii“ o.ä. kannte, kam es mir vor, dass der Angriff auf Pearl Harbor noch nicht vorbei war. Milliarden Japaner, überall! Langsam begriff ich, dass die Japaner auch vor dem Krieg hier waren.

Ich wollte eigentlich drei Tage am Waikiki Beach chillen, wie man heute so sagt. Da ich aber nichts davon halte, habe ich mir vorgenommen, Surfen zu lernen. Dass meine früheren Versuche kläglich gescheitert waren, habe ich auf die ungünstigen Wellen geschoben. Nun war ich am Nabel der Surfwelt. An der Pipeline … Da muss jeder Anfänger hin, die Welle soll monströs sein, so etwa 12 Meter. Ein Klacks für den Anfänger.

Die Welle war nicht nur montrös, sondern auch noch klug. Mein Nahen muss sie mit Erschrecken festgestellt haben. Sie hatte sich dann weit auf den Ozean zurück gezogen. Man stelle sich vor, Wellen, deren Höhe man mit dem Zeigefinger demonstrieren kann. So habe ich einen Sonnenbrand geholt beim Warten auf die Welle. Wenn sie da gewesen wäre, hätte ich vielleicht auch noch Knochenbrüche.

Honolulu bestand für mich zunächst aus Flughafen (Japaner-Invasion) und Waikiki Beach (Invasion aus aller Herren Länder). Der weltberühmte Strand kann es mit der Copacabana nicht ganz aufnehmen, aber mit manchen Stellen auf Mallorca - der Bettenburgen am Strand wegen. Obwohl ich die hasse, haben sie einen Vorteil: Man kann schnell ins Hotel und sich die Brandflecken mit Joghurt einschmieren. Außerdem gibt es Hamburger zum Spottpreis. Damals 0,99 ¢! Das aber ist noch nicht der Hammer. In einem Edelhotel am Beach gab es abends für etwas Geld  „Surf&Turf“, das sind Lobster mit Steaks. Satt! Bis zum Abwinken, danach eine riesige Eisbar. Damals 19,99 $. Zu allem spielte eine Liveband, ohne Zuschlag. Der Preis war echt ein Hammer, denn anderswo in den USA konnte man zu der Zeit ein gutes Mittagessen dafür bekommen.

Am Waikiki Beach herrscht ein super-buntes Leben, man kann wahrscheinlich irgend einen Landsmann treffen, egal wo man her kommt. Da jeder Touri lernt, dass man sich auf Hawaii  etwa wie Tom Selleck oder Konsorten kleidet, sehr bunt, fehlt keine Farbe. Einer Spezies Mensch ist es aber dennoch gelungen, aufzufallen. Am Beach ist Sünde, wie überall in Amerika, verboten, daher hat das Angebot diskret zu erfolgen. Aber um 11:00 pm schläft das Auge des Gesetzes ein. Ich staunte nicht schlecht, als sich die Welt des horizontalen Gewerbes in diesem Tohuwobahu an Farben und Menschen aufzufallen verstand. Ufff!

Nicht meine Welt - ich beschloss auszuwandern. Man nimmt dazu ein Mietauto, echt spott billig in den USA, und fährt eine gefühlsmäßig 12-spurige Autobahn raus auf´s Land. Wie viele Spuren das Monster wirklich hat, habe ich nicht gezählt - nur raus hier. So kam ich überhaupt zur Pipeline, später zu einem Ort mit dem Namen Waimea Valley, wo ein wunderschöner botanischer Garten zu besichtigen ist. Dort kann man das Besondere an botanischen Gärten erleben, die sich in den Tropen befindet: Alle interessanten Bäume und Pflanzen leben frei, nur die aus den kalten Regionen müssen unter die Glocke.

Gegen Ende des Parks widerfuhr mir Sonderbares. Ich war lange unterwegs gewesen, bevor ich auf Hawaii landete. Gebadet hatte ich häufig an Wasserfällen in der Wildnis. Hier schien auch so ein Wasserfall zu sein. Der war aber so klein, dass man sich einen Sprung von oben leisten konnte. Gesagt getan - und ich hörte einen Applaus. Ich war vor einer Kulisse voller Rentner ins Wasser gehüpft.

Als ich einem, den ich dort kennen gelernt hatte, erzählte, wie schön dieser Garten sei, hat er sich sehr amüsiert. Ich hätte Honolulu gar nicht verlassen müssen, um einen botanischen Garten zu sehen. Die Stadt besitzt mehrere davon, eine schöner als die andere. Draußen wartet die Konkurrenz.

Vielleicht berühmter als die Stadt ist ein Ereignis, dessen Spuren noch im Hafen, Pearl Harbor, zusehen sind. Dort lernte ich auch, dass ich eines der wenigen überlebenden Schiffe in meiner Schulzeit häufig vor den Augen gehabt hatte, ex USS SOLACE, ein Lazarettschiff. Es fuhr lange Jahre zum Schwarzen Meer, bis es verschrottet wurde. Das Blei aus dem Röntgenraum ziert jetzt einen Brunnen in Istanbul.

Leider erging es den meisten Schiffen nicht so gut. Die Haube über der USS Arizona zeigt das Ende eines stolzen Kriegers. In der Nähe schwimmt „Mighty MO“, das Schlachtschiff Missouri, auf der der schlimmste Krieg aller Zeiten zu Ende ging, in der Bucht von Tokyo. Als ich ein kleiner Junge war, kam sie zu uns und brachte den Leichnam des Botschafters heim. Die Kanonen waren aber auf einen ehemaligen Freund und aktuellen Feind ausgerichtet - Das Reich Stalins.

 

Seht die Welt durch meine Augen

Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.

Robert Musil