Cities of the world

 
 

Was bedeutet, verliebt zu sein? Florenz sehen und gar nichts mehr … So oder ähnlich würde mein Urteil lauten, hätte ich über Florenz urteilen dürfen. Weit gefehlt - die Stadt verdient mehr als nur das!

Normale Menschen sollten über Florenz überhaupt nicht urteilen, das tun die Touristen bereits mit den Füßen. Ich sollte es auch lassen. Trotzdem wage ich es. Denn diese Stadt ist mehr als eine Sünde wert. Ihre Blütezeit erlebte sie unter der Herrschaft der Medici. Eines der steinernen Zeugnisse des Reichtums und der Macht dieser Dynastie sind die Uffizien, im 16. Jahrhundert als Verwaltungszentrum für die Medici gebaut. Daher heißen heute Büros auch „Office“. Heute ist in dem U-förmigen Gebäudekomplex am Ufer des Arno mit der "Galleria degli Uffizi" eines der berühmtesten Museen Italiens untergebracht. Vor mehr als 25 Jahren hatte ich in einem Artikel die Uffizien als Zeugnis dafür verwendet, dass sich ein Gebäude aus der Urzeit (das erste Bürogebäude der Welt (?)) sehr wohl als Büro der Zukunft erweisen könnte. Das andere Zeugnis war Inns of Court in London. Das sind die Gebäudekomplexe, in denen die vier englischen Anwaltskammern für die Rechtsanwälte, die vor Gericht plädieren dürfen, seit dem 14. Jahrhundert beheimatet sind. Beide stehen noch, aber das Büro der Zukunft erweist sich als eine Art Untergangsvision.

Ich bin durch Florenz in zwei Funktionen gereist. Die erste als Kameramann, freilich ohne die nötigen Fähigkeiten. Die zweite als Touri, der sich für alles erwärmt, was in ist. Davor war ich mit Freunden da, die sich nichts aus Kultur machen. In allen Fällen konnten wir die Kinnladen nicht ordentlich schließen angesichts der Dinge, die man in Florenz zu sehen bekommt. Kultur vom Feinsten, auch für Banausen!

Von meiner früheren Einstellung heraus wäre diese Stadt ziemlich die letzte gewesen, in die ich fahren wollte. Sie ist nämlich voller Touristen und kommt nie zur Ruhe. Gruselgeschichten darüber gibt es noch und noch. Dennoch: Florenz ist ein Muss für jeden, der glaubt, seine Reisen mit irgend einem Grund rechtfertigen zu müssen.

Keine Stadt hat mich je so innig eingenommen wie Florenz. Daher keine weiteren Beschreibungen, sondern nur der Hinweis:  Nix wie hin!

 

Seht die Welt durch meine Augen

Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.

Robert Musil