Cities of the world

 
 

Budapest dürfte sich nach meiner Meinung die schönste Stadt an der Donau rühmen. Ich nehme in Kauf, dass mir die Wiener gram sind. Dabei ist Wien einer der Orte, an denen ich mich am wohlsten fühle. Man merkt dort, dass einst die Hauptstadt eines großen Reichs da gestanden hat, wie in Istanbul, Paris und London. Während Wien die östlichste Stadt war, die die Osmanen nicht haben einnehmen können, war Budapest für 150 Jahre eine osmanische Stadt. Auch wenn die Einheimischen die Zeugnisse aus der Zeit gerne sorgfältig verstecken, allein das angebliche Nationalgericht der Magyaren, Gulasch, war die Hauptspeise derer, die Ungarn unterwarfen und beherrschten, der Janitscharen. Sie hießen kul wie Eigentum eines höheren Herren, und sie aßen aş wie Speise. Dass die Magyaren selbst ein ein Turkvolk waren, wollen sie auch nicht erwähnen. Auch nicht, dass die Herrschaften, die die Osmanen vertrieben haben, die Habsburger, nie nett zu ihnen waren.

Budapest bestand einst aus den Städten Buda und Pest, von denen der türkische Pascha Buda vorzog und Pest untergehen ließ, haben die Ösis, das waren die Habsburger, Pest bevorzugt. Die führten als freundliche Geste auch Deutsch - nicht als Fremdsprache - als Landessprache ein. Nicht zu glauben, aber wahr, war der Grund derselbe wie bei den weiter westlich lebenden Germanen, die heute in den Moscheen Deutsch als Arbeitssprache einführen wollen: So kann man revolutionäre Bewegungen unter Kontrolle halten. Wer´s glaubt … Der Donaumonarchie gelang es bis 1919, als sie endgültig den Bach hinunter ging, bzw. die Donau.

Highlight der Stadt ist eine Brücke, die wahrlich als verbindendes Glied zwischen Buda und Pest fungiert: die Kettenbrücke bzw. Széchenyi Lánchíd. Der Namensgeber Graf István Széchenyi, ein großer Reformer, hat sie angeregt, weil er zum Begräbnis seines Vaters hatte eine ganze Woche warten müssen, um an das andere Ufer zu wechseln.

Mit Wien hat Budapest, außer dem Donauwasser, noch einen Kirchennamen gemein: St. Stephan. Die in der Nähe der Kettenbrücke befindliche Kirche ist dem ersten christlichen ungarischen König Stephan gewidmet. Der Wiener „Steffi“ hingegen trägt den Namen des hl. Stephanus, Kirche Schutzheiliger der Böttcher, Kutscher, Maurer, Steinhauer, Pferdeknechte, Weber, Schneider und Zimmerleute. Angerufen wird er bei Besessenheit, Kopfschmerzen, Steinleiden und für eine gute Sterbestunde. Passt wohl besser zu Wien. Eine dritte Kirche mit bezug auf Donau, Wien, Budapest und den hl. Stefan steht in Istanbul. Свети Стефан auf bulgarisch, Aya Stefan auf türkisch, und eben Sankt Stefan. Sie wurde in Wien gegossen, über die Donau - also durch Budapest - ans Schwarze Meer geführt und in Istanbul zusammengefügt (mehr hier).

Wer nach Budapest kommt, sollte nicht am Parlamentsgebäude achtlos vorbeigehen, weil der Name im Prospekt „House of Parliament“ lautet und die Architektur etwas an London erinnert. Es nennt sich immerhin „Heimat der Heiligen Ungarischen Krone“, sehr bemerkenswert für ein Parlamentsgebäude. Es war zu Beginn des 20. Jhdts. das größte seiner Art, auch wenn die Ungarn nicht gerade zu den größten Demokratien zählten. Gegen Mitte des 21. Jhdt. könnte sein, dass sich jemand wieder die alte Krone aufsetzt. Ein gewisser Orban.

Lustiger geht es im Pinnball Museum zu. Ein Museum für Flipper! Vielleicht sollte man Herrn Orban dorthin schicken und den Kollegen aus den USA mit dazu. Da können sie weniger Unheil anrichten. Man schießt nur mit Stahlkugeln, die immer im Kasten bleiben.

Budapest war und ist eine Stadt mit Bädern. Eines davon steht recht hoch im Kurs und stammt aus der Türkenzeit (Rudas-Bas) wie auch das Király-Bad von 1565. Diese Stadt ist nicht nur das einzige Kurbad, das zugleich Hauptstadt ist, sondern auch die größte Kurstadt Europas. Damit hatten bereits die Römer angefangen. Und die Budapester auch nach der Jugendstilzeit nicht aufgehört (Gellért-Bad). Eines des Bäder bekam sogar seinen alten türkischen Namen zurück (Császár-Bad / Veli Bej Bad). Eine der schönsten Stellen der Welt, um baden zu gehen. Vom ganzen Herzen gewünscht von allen Demokraten für Victor Orban.


 

Seht die Welt durch meine Augen

Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.

Robert Musil