Am Nordkapp
Ab hier muss man schwimmen
Wenn man von Lakselv in den Norden fährt, kommt man an immer kleiner werdenden Gemeinden und Bäumen vorbei. Die ewigen Birkenwälder verschwinden nicht gleich, sondern werden langsam zu Bonsai. Sie werden spärlicher und lassen immer mehr Platz für die Felsen. Auf denen „grasen“ die Rentiere, man müsste eigentlich von „moosen“ sprechen.
Die Biester kennen ihre Rechte sehr genau. Sie haben Vorfahrt und nehmen ihr Recht in Anspruch, als hätten sie eine deutsche Fahrschule besucht. Nirgendwo auf der Welt habe ich Herden gesehen, die in einen Tunnel freiwillig einlaufen. Ich musste einen etwa drei Kilometer langen Tunnel hinter so einer Herde fahren. Es gibt noch andere Tiere, die ihre Rechte gut kennen - Schafe. Die haben auch Vorfahrt, auch im Liegen. Sie legen sich gerne auf den Asphalt, weil der am wärmsten ist. Aufstehen tun sie nicht einmal, wenn heftig gehupt wird.
Das Nordkapp befindet sich 2100 km vom Nordpol entfernt. Daher scheint dort die Sonne im Sommer etwa 2,5 Monate lang. Mitte Juni sieht man ganze Karawanen von Campern dorthin Pilgern, um die Sonne um Mitternacht noch hoch über´m Horizont zu sehen. Überall wird die besondere Nacht gefeiert, die gar keine ist, midsummer night. In Norwegen feiert man am 23. Juni und nennt sie Sankthansaften. Die alte Tradition stammt noch aus vorchristlichen Zeiten und wird in vielen Ländern Europas mit großen Feuern und ähnliches gefeiert.
Bevor man zum Nordkapp kommt, muss man unter das Meer. Das Kap ist nämlich auf einer Insel, der Insel l Magerøya, die früher nur mit einer Fähre zu erreichen war. Jetzt gibt es einen Tunnel, der fast 7 km lang ist und an der tiefsten Stelle 212 m unter Wasser liegt. An der Einfahrt muss man tief in die Tasche greifen (ca. 16 €uronen + mehr für jeden Mitfahrer). Das Portemonnaie kann man gleich offen lassen, am Nordkapp muss man wieder bezahlen.
Am anderen Ende erwartet einen eine richtige Öde. Zuerst gibt es noch Gras und Moose, danach nichts. Am Nordkapp selber sieht man nur einen Schieferfelsen. Der trägt seinen Namen seit 1553, als Engländer auf der Suche nach der Nordostpassage nach China den Felsen passierten. Der Kapitän hielt den Felsen für den nördlichsten Teil von Norwegen, Festland, und nannte ihn halt wie man Spitzen nennt. Kap - ohne Wiederkehr.
Hier geht es leider noch nicht weiter, weil zu kalt. Eine Reise zu wärmeren Gefilden gefällig?
Auf dem um 280–300 Meter über dem Meer steil aufragenden Hochplateau des Nordkapps kann man ein Informationszentrum, die so genannte Nordkaphalle, besuchen. In dieser befindet sich ein Restaurant, eine Kapelle, Souvenirläden und ein Postamt, in dem man ein mit dem Tagesdatum abgestempeltes Nordkappdiplom erhält. Die dort abgegebene Post wird mit einem speziellen Nordkapp-Poststempel versehen. Als Kuriosität ist in der Nordkaphalle auch ein sogenannter Thai-Pavillon zu finden, der an den Besuch von König Chulalongkorn von - damals - Siam im Jahr 1907 erinnert.
Für ganz Penible: Das Nordkapp ist nicht der nördlichste Punkt Europas, es gibt einige nördlichere. Dafür ist die Hauptstadt der Kommune, Honningsvåg, garantiert die nördlichste Stadt - nicht mehr Hammerfest. Aber die nördlichste Dönerbude bleibt, wo sie ist, in Hammerfest, in der Nähe der nördlichsten Brauerei der Welt. Und die Pizzeria dort ist die … teuerste der Welt!
Yarramalong ist das Land der wilden Pferde