Fliegendes Holz

 

Obwohl sich die Gebrüder Wright eher mit Fahrrädern denn mit Holz auskannten, kam Metall für die Fliegerei erstmal nicht in Frage, weil zu schwer. Aluminium, bevorzugtes Material für den Flugzeugbau von heute, ich meine, eher von gestern, hatte man gerade gelernt, technisch herzustellen. Man durfte es mit Gold aufwiegen. Es war aber viel billigger geworden als zu Zeiten von Friedrich Wöhler, der Reinaluminium hergestellt hatte. Damals kostete Alu mehr als Gold. Nun, ja. Was bleibt einem übrig? Holz! Dieses viel verkannte Material wird bis heute für Propeller eingesetzt. Ganz verschwunden ist es nur aus großen Fliegern, aber nicht bei kleinen und mittleren Größen. Und in China rüstet man Hochhäuser mit Holz ein, 100 m und noch höher.

Es ist rührend, sich die ersten flugfähigen Holzgerüste anzusehen. Sie erinnerten mich an mein erstes Boot namens Cachalote, das ich aus morschem Holz und Nesselstoff gebaut hatte. Anders als Cachalote, von dem nichts in die Weltgeschichte einging, wies bereits die erste Konstruktion der Wrights etliche Merkmale auf, die man auch heute in Flugzeugen nachweisen kann. Nicht nur das, auch den Windkanal haben die Jungs so nebenbei erfunden. Überhaupt, viele Dinge, die heute so super modern erscheinen, sind vor Jahrzehnten ausgedacht worden, so z.B. der spektakulärste Tarnkappenbomber B 2 Sprit, der von einer Maschine abstammt, die 1946 schon geflogen ist. Einst war sie nicht der Rede wert, in der heutigen Ausgabe könnte sie die Zukunft von Amerika mitbestimmen.

Begonnen hat die Geschichte der Fliegerei von Wright mit einem Doppeldecker-Gleitapparat. Er besaß bereits ein äußerst wichtiges Merkmal: die Verwindung der Tragflächen, mit der die waagerechte Lage immer wieder hergestellt werden konnte. Das war 1899. Als das neue Jahrhundert Hallo rief, konnten die Jungs schon auf ihren crash-freien Gleitflug verweisen. Sie hatten in den Tabellen von Altmeister Lilienthal einen Fehler gefunden und mit Hilfe ihres Windkanals experimentell beseitigt. Geflogen sind sie nicht in Dayton, sondern in Kitty Hawk, weil dort der Wind vom Atlantik sehr stetig weht. Auch heute noch startet ein Jet gegen den Wind, so er weht.


Nach 1000 und mehr Testflügen, in Bauchlage mit der Nase vorn, wurde der Gleiter in 1903 patentiert. Ohne Motor war er schon 622,5 m in 26 Sekunden geflogen. Nun war es an der Zeit, einen Motor einzubauen. Ende des Jahres 1903 legte Orville Wright mit einem 340 kg schweren Gerät in 12 Sekunden 37 m zurück! Sie flog in einigen Metern Höhe. Wow! Die A380 von Airbus wiegt beim Abflug 560 Tonnen und fliegt sicher 16.400 km weit. Die Lockheed SR-71 Blackbird, ein längst ausgemustertes Flugzeug, flog mal in 24 km Höhe mit schlappen 3.529 km/h und mal so in 1 Stunde und 54 Minuten von New York nach London. Nicht gestern, sondern vor fast 35 Jahren. Jetzt steht sie friedlich in der Halle.

Dennoch gehören die fliegenden Holzkisten nicht zum alten Eisen. Manch eleganter Gleitflieger, der leise seine Bahnen zieht, besteht zu einem erheblich Teil aus Holz. In dem, was nicht Holz ist, in den Ideen, kann man viele Spuren der ersten Flieger finden, die in dem Museum der Luftwaffe verewigt sind. Nach dem ersten Flug dauerte es keine zehn Jahre, bis man in dem 1. Balkankrieg das Flugzeug als Bomber einsetzte. Bis zum erfolgreichen Bau des ersten Ganzmetallbombers Martin B-10 vergingen gerade mal 30 Jahre. Dieser steht auch im Museum. Wer B sagt, muss auch A sagen: Die A-10 konnte weitere 30 Jahre später 4200 Schuss Uranmunition schießen, in der Minute! Wie nett!